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Gute Ratgeber schreiben Teil III - Struktur

Im dritten Teil meines Ratgeber-Ratgebers geht es um die Struktur deines Buches. Wie findest du den roten Faden, wie strukturierst du den Text und wie umfangreich soll so ein Ratgeber eigentlich sein?

 

Der rote Faden deines Ratgebers

Damit deine Leser*innen deinen Argumenten gut folgen können, am Ball bleiben und mit deinem Ratgeber arbeiten können, braucht er einen roten Faden.

Oft ergibt der sich von ganz allein, aber manchmal neigt man auch zu Chaos, Abschweifungen und Durcheinander.

 Wie gelingt es dir also, den roten Faden im Blick zu behalten?

1. Hab dein Kernthema im Blick

Frag dich immer wieder: Gehört das, was ich gerade schreibe, noch zu meinem Oberthema? Arbeitest du immer noch auf die Lösung für das Problem hin, das deine Leser*innen beschäftigt? Oder driftest du ab in lange Berichte von deiner eigenen Situation, unnötig komplizierte theoretische  Erklärungen oder Nebenthemen, die zwar spannend sind, aber die Leser*innen in diesem Moment gar nicht interessieren. Abschweifungen sind wohl dosiert okay, aber sie müssen dem großen Zweck dienen: Zitate, die von Erfahrungen berichten, können deine Leser*innen zum Beispiel emotional ansprechen. Wenn sie an der richtigen Stelle platziert sind und nicht zu umfangreich.

2. Hab deine Zielgruppe im Blick

Frag dich zweitens: Bringt alles, was du schreibst, deiner Zielgruppe einen Mehrwert? Lernt sie etwas daraus? Kommt sie der Lösung ihres Problems dadurch ein Stück näher? Fühlt sie sich emotional angesprochen? Eröffnest du ihr einen neuen Blick auf eine Problemstellung? Erklärst du essenzielle Bereiche deines Themas? Die Zielgruppe ist auch hier dein Maßstab. Sie und die Lösung für ihr Problem kann dich immer wieder auf den richtigen Weg bringen. 

 

3. Arbeite Stein auf Stein

Bau die Struktur deines Ratgebers Stein auf Stein auf. Entwickle ein Argument nach dem anderen, geh ein Unterthema nach dem anderen an. Alles muss aufeinander aufbauen. Rückverweise sind manchmal hilfreich, vor allem wenn es entweder um besonders komplexe Sachverhallte geht, die man mehrmals erläutern muss. Oder um Kernpunkte deines Ratgebers. Sie sollten aber nicht zu oft vorkommen. Nutze Vorausdeutungen noch sparsamer. Ein Ratgeber ist kein Thriller, bei dem der Spannungsbogen bis zum äußersten ausgereizt werden muss. Wenn du deine Leser*innen zu lange auf die Folter spannst, werden sie dein Buch frustriert zur Seite legen.

Gib deinem Ratgeber Struktur

Dein Ratgeber braucht Struktur, damit deine Leser*innen am Ball bleiben und wirklich Hilfe finden. 

Und zwar Struktur auf mehrere Ebenen: inhaltlich, sprachlich & grafisch.

Das ist ein großer Pluspunkt: Du kannst an verschiedenen Stellschrauben drehen, um deinen Ratgeber noch besser zu strukturieren. 

inhaltliche Struktur

Arbeite dich an deiner Fragestellung entlang. Der rote Faden gibt die Struktur vor.

Fächere an ihm entlang dein Thema langsam und nacheinander auf. Achte darauf, dass deine Leser*innen folgen können und führe nicht zu viele neue Aspekte deines Themas gleichzeitig ein. Führe sie behutsam aber zielstrebig hin zu deiner Lösung für ihr Problem. 

sprachliche Struktur

Die sprachliche Gestaltung eines Ratgebers hat viele Aspekte, auf die ich in Teil 4 dieser Blogserie noch genauer zu sprechen komme. Bezüglich der Struktur greife ich einen davon heraus: Achte auf deine Begriffe.

Kläre sie beim ersten Auftreten und mach Zusammenhänge auch sprachlich deutlich. Nutze dafür entsprechende Kon- und Subjunktionen: und, oder, weil, deshalb, darum, infolgedessen, weil, ... Dein Ratgeber soll kein Lexikon mit Fachbegriffen werden. Aber zentrale Ideen und die zugehörigen Begriffe musst du nicht nur nutzen, sondern auch für alle Leser*innen verständlich erklären.

grafische Struktur

Ein Punkt, der gern unterschätzt wird:

Die Gestaltung deines Ratgebers kann sehr viel für eine gute Struktur tun.

Nutze die grafischen Möglichkeiten, die sich dir bieten

  • Überschriften
  • Kästen
  • Absätze
  • Icons
  • Grafiken
  • ...

Und zwar sinnvoll und gut begründet:

Wenn der Text von unzähligen Kästen unterbrochen wird, schmälert das schnell das Lesevergnügen. Überlege: Ist der Kasten an dieser Stelle nötig? Könnte ich die Inhalte auch im Fließtext transportieren? Auf der anderen Seiten dämpft seitenlanger Fließtext ebenfalls die Leselust. Schau dir dafür gerne Ratgeber an, die du mit Gewinn gelesen hast. Wie werden die grafischen Elemente dort genutzt? An welcher Stelle waren sie für dich besonders hilfreich, wenn es darum ging etwas besser zu verstehen oder zu behalten?  Die Kunst ist es, nicht zu unruhig aber auch nicht zu langweilig zu werden. Am besten gelingt dir das, wenn du die grafischen Elemente genau dann einsetzt, wenn sie deine Ideen verdeutlichen, herausstellen, vereinfachen, strukturieren und so weiter. Form follows function!

Der Umfang deines Ratgebers

Wie "dick" soll denn so ein Ratgeber sein? Wie viele Seiten ergeben Sinn? Gibt es da eine Empfehlung?

Wenn du auf eine konkrete Seitenzahl gehofft hast, muss ich dich enttäuschen. Aber davon gehe ich sowieso nicht aus. 

Aber: Du solltest dir dennoch Gedanken machen, bevor du eine Seite nach der anderen schreibst und kein Ende findest. 

Denn es gibt ein paar Punkte, auf die du achten kannst

 

Dein Kernthema

Wie viel Inhalt gibt dein Thema, deine Fragestellung her?

Du musst deinen Ratgeber weder künstlich aufblähen noch unnötig verknappen.

Einige Themen brauchen eben mehr Erklärungen, andere sind leichter verständlich. Das schmälert nicht unbedingt ihren Mehrwert.

Wenn du allerdings merkst, dass du nur  sehr wenige Seiten zusammenbekommst oder dein Manuskript in Richtung Bibel-Größe geht, dann überlege, ob dein Thema gut gewählt ist. Wenn du gar nicht zum Punkt kommst, dann ist die Fragestellung vielleicht nicht präzise genug. Wenn du nicht mehr weißt, was du schreiben sollst, obwohl noch kaum etwas auf dem Blatt steht, dann war sie vielleicht zu eng?

Deine Leser*innen

Denke beim Schreiben immer daran: Deine Leser*innen wollen in der Regel möglichst konkrete und schnelle Hilfe.

Ihr Problem nimmt schon viel Zeit in ihrem Leben ein, dann wollen sie vermutlich nicht tagelang an einem dicken Ratgeber lesen. Das ist ein guter Grund, deinen Text noch einmal zu kürzen und überflüssiges über Bord zu werfen. Zugleich zwingt er dich dazu, sprachlich auf den Punkt zu kommen.

Deine Fakten

Bleibe bei dem, was dein Thema hergibt. Orientiere dich an Fakten, deinen Ratschlägen. 

Vermeide, ins Schwafeln zu kommen. Das gelingt am besten, wenn du dich an Fakten orientierst. Ein Ratgeber muss sprachlich korrekt und angenehm zu lesen sein, aber keineswegs kunstvoll oder experimentell. 


Die weiteren Teile des Ratgeber-Ratgebers findest du hier:

Teil 1: Was ein guter Ratgeber (nicht) ist

Teil 2:  Zielgruppe, Mehrwert & USP

Teil 4:  Konkret, verständlich und motivierend schreiben

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