Diese Frage stellt Kathrin Köhler in ihrem Buch „New Networking“ und sie hat mich durch meinen Urlaub begleitet. Weil ich zunehmend unzufrieden war, wie viel Zeit Social Media frisst, gleichzeitig aber auch auf LinkedIn aktiv werden wollte. Eigentlich ein Widerspruch – aber aus diesem heraus habe ich beschlossen, meine ganze Social-Media-Präsenz zu überdenken. Und tue es noch. Für euch habe ich meine Gedanken dazu ein bisschen strukturiert. So dass ihr besser einschätzen könnt, was euch diesbezüglich in Zukunft bei mir erwartet. Vielleicht nehmt ihr auch den ein oder anderen Denkanstoß mit.
Auf mehreren Hochzeiten tanzen
Ich mache mir nichts vor: Ich bin den sozialen Medien verfallen. Und verbringe dort viel zu viel Zeit. Das ist teilweise bereichernd, unterhaltend und sinnvoll, oft genug aber auch Doom-Scrolling und Prokrastination. Wie bei den meisten von uns, würde ich meinen. Das Ding ist nur: Wenn man die verschiedenen Kanäle auch beruflich bespielt, kann man sich das auch immer als Arbeit schönreden. Und hat gleichzeitig den Druck, auf allen Hochzeiten mitzutanzen. So ging es zumindest mir. Also habe ich X (formerly known as Twitter) wieder reaktiviert, meinen Instagram-Kanal professionalisiert und – weil es in der Buchbranche so verdammt wichtig ist – TikTok auf meinem Smartphone installiert. Ich habe Redaktionspläne erstellt (vorerst nur für Instagram), vorausgeplant, Bücher dazu gelesen … Und irgendwann aus den Augen verloren, ob sich Input und Output noch die Waage halten. Ganz konkret: Lohnt sich der Aufwand, den ich dafür betreibe? Gewinne ich Kund*innen dadurch? Macht es mir überhaupt noch Spaß? Bringt es mir einen Mehrwert?
Netzwerk-Tool oder Akquise-Methode?
Das ist gar nicht so genau zu sagen. Ja, einige Kund*innen haben durch Instagram zu mir gefunden. Gleichzeitig ist mein Profil aber auch ein Aushängeschild für bestehende Kunden, ein Ort, an dem ich mit Kolleg*innen netzwerke, und eine Plattform, auf der ich Branchennews konsumiere. Und das sind nur einige der Funktionen, die es für mich hat. Diese weichen Aspekte kann man nicht eins zu eins in finanziellen Output umrechnen. Und das möchte ich auch gar nicht. Mir ist es viel zu unsicher, mich für Kundengewinnung allein auf einen Algorithmus zu verlassen, der sich täglich ändern kann und den niemand so richtig versteht. Social Media ist für mich immer noch Kommunikation, Vernetzung, Inspiration – und kein Verkaufskanal. Wohlgemerkt: Für mich! So möchte ich diese Medien nutzen.
„New Networking“ von Kathrin Köhler
Deshalb hat mich das schon eingangs genannte Buch so abgeholt. Die Autorin vertritt die Meinung (der ich mich anschließe): Kontakte und gute Inhalte schlagen den Algorithmus! Sie erklärt zwar auch ganz konkret, wie man guten Content erstellt, wie man sich auf Instagram positioniert. Aber es geht ihr nicht darum, den Algorithmus bis zum äußersten zu bedienen. Der Mensch ist bei ihr keine Marke und alle Tipps sind realistisch auch für Einzelkämpfer*innen umsetzbar: „Die beste Zeit zum Posten ist die, die dein Alltag zulässt.“ Der Fokus darauf, dass es immer noch darum geht, am Stehtisch zu stehen, sich mit anderen (höflich, inspiriert und menschlich) auszutauschen und sich ins Gespräch zu bringen, taugt mir viel mehr, als diverse Branding-Ratschläge, Kennzahlen und starre Regeln. Sie haben ihre Berechtigung, aber sie liegen mir nicht. Und warum sollte ich mich verbiegen? Statt solch strikter Vorgaben habe ich durch die Lektüre viel mehr ein Gespür dafür bekommen, wie man sich auf LinkedIn & Co. mit Spaß aber auch mit Hirn darstellen kann. „Richtig gute Postings erklären nicht die Welt, sie laden zum Dialog mit der Welt ein.“ (Kathrin Köhler)
Kathrin Köhler: New Networking. Der smarte Weg zu digitaler Sichtbarkeit und souveränem Netzwerken. (Vahlen,2023)
Danke an netgalley.de für das Rezensionsexemplar.
Wo will ich mich nun hin kommunizieren?
Was heißt das jetzt für mich? Ich habe beschlossen, mich für den Moment auf zwei Plattformen zu konzentrieren (Instagram und Linkedin), auch wenn TikTok aktuell wohl die Nr. 1 in der Branche ist. Videocontent liegt mir nicht. Vielleicht bleibt irgendwann die Zeit, mich dort weiter einzuarbeiten. Aber vorerst möchte ich meine Zeit und meine Energie auf die Plattformen konzentrieren, auf denen ich mich wohlfühle. Denn das ist aus meiner Sicht ein wichtiger Erfolgsfaktor. Außerdem habe ich beschlossen: Weniger ist mehr! Wenn der Algorithmus mich dafür abstraft, dann soll es so sein. Ich mag mir keinen Content mehr aus dem Ärmel schütteln müssen. Ich will zu den Zeiten und zu den Themen posten, die für mich passen. Zu denen ich wirklich etwas beizutragen habe. Natürlich kenne ich meine Zielgruppe. Natürlich weiß ich, wie der Hase läuft. Aber ich muss ihm ja nicht immer hinterherrennen. Mehr Spontanität. Mehr Mut. Mehr Mut zur Lücke. Ich glaube, dass ich nur so auf Dauer mit meinem Einsatz auf Social Media glücklich werde. Und wieder (gedanklichen) Raum habe, für meine eigentliche Arbeit.
Die magischen 15 Minuten
Übrigens: Auch zum Thema „Branding mit Linkedin“ habe ich ein Buch gelesen. Es heißt genau so. Tomas Herzberger geht mit einem anderen Ansatz an das Projekt LinkedIn heran – und vielmehr ins Detail: Wie viele Pixel sollte das Profilbild haben, an welcher Stelle des eigenen Profils haben welche Informationen über dich Platz? Wie wirbst und verkaufst du konkret auf LinekdIn? Usw. Auch in diesem Buch habe ich eine Menge gelernt, auch wenn der Ansatz für mich dann doch nicht der richtige ist. Was ich aus beiden Büchern mitgenommen habe: 15 Minuten täglich reichen, um auf LinkedIn sichtbar zu werden. Und die investiere ich dann gerne!
Tomas Herzberger: Branding mit LinkedIn. Wie du für dich und dein Unternehmen eine erfolgreiche Marke aufbaust. (Rheinwerk, 2023)
Und wohin willst du dich kommunizieren?
Für dich kann das schon wieder ganz anders aussehen. Viele bauen ihr Business auf einem oder mehreren solcher Kanäle auf. Verkaufen vor allem dort ihre Produkte oder Dienstleistungen. Haben mehr Spaß daran, häufiger zu posten und auf jeder Hochzeit vorbeizuschauen. Sehen weniger den Vernetzungsgedanken im Vordergrund und fokussieren sich eher aufs Branding ihrer Person. Das ist ja das Gute: Die sozialen Medien geben all das her. Und noch viel mehr. Und jede und jeder kann sich das raussuchen, was für ihn oder sie passt. Wie nutzt du sie?