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Gute Dialoge schreiben - eine Rezension

„Schau mir in die Augen, Kleines“, der Ratgeber von Dramaturg und Autor Oliver Schütte richtet sich eigentlich an Drehbuchschreiber*innen. Aber auch alle Romanschriftsteller*innen können eine Menge daraus lernen. Das gelingt besonders gut, weil der Ratgeber sehr strukturiert ist, nicht nur das Schreiben sondern auch das Überarbeiten in den Fokus nimmt und mit einem Fragenkatalog schließt, anhand dessen jeder Dialog gecheckt werden kann. 

Von der Szenenstruktur zum Dialog

Dabei beginnt der Autor nicht mein Dialog, sondern mit der Szene. Denn deren Aufbau beeinflusst den Dialog immens, beides muss eine Einheit bilden. Die Funktionen des Dialogs werden erklärt, seine Möglichkeiten ausgeleuchtet. Trotzdem steigt der Ratgeber auch tiefer in, bis in die Satz-und Wortebene. Und immer wieder macht Schütter klar: Nahezu niemand schreibt aus dem Stand perfekte oder gar gelungene Dialoge: Übung und Überarbeitung sind der Schlüssel, um Stück für Stück besser zu werden.

Dialoge schreiben lernen, heißt, streichen lernen.

"Schau mir in die Augen, Kleines", S.131


Mehr als nur Dialog

Gleichzeitig lernen die Leser*innen auch einiges Schreibhandwerk über den Dialog hinaus. Der Autor kommt immer wieder auf Grundkonflikte zurück, darauf, woraus Geschichten eigentlich bestehen, warum sie ihre Leser*innen oder Zuschauer*innen fesseln und wie man genau diese Inhalte im Dialog präsentiert. Das alles illustriert er mit eingängigen und sehr modernen Beispielen aus Filmen und Serien.

Eines der Grundprinzipen des dramatischen Erzählens besteht darin, den Zuschauer unbewusst (und bewusst) Fragen stellen zu lassen, auf deren Beantwortung erwartet. Neugier ist eine der Triebfedern des menschlichen Handels. […] Das Geschichtenerzählen setzt an diesem universellen menschlichen Begehren an.
"Schau mir in die Augen, Kleines", S.108


Filmspezifisches Wissen

Natürlich gibt es auch Inhalte im Buch, die speziell für das Drehbuchschreiben relevant sind. Logisch, das Buch ist in der Reihe „Praxis Film“ erschienen. Zu nennen ist beispielsweise das „Voice Over“, dem ein ganzes Kapitel gewidmet ist. Ich habe auch das mit Interesse gelesen. Denn gute Geschichten sind nun mal gute Geschichten, ob auf Film oder im Buch. 

 

Eine Leseempfehlung für alle, die bessere Dialoge schreiben wollen.

 

Oliver Schütte

"Schau mir in die Augen, Kleines"

Die Kunst der Dialoggestaltung

Vierte Auflage 2022

Herbert von Halem Verlag

ISBN: 978-3-7445-1998-4

EUR 28,00 [D], EUR 28,80 [A]

 

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