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Warum ist ein Lektorat so teuer?

So teuer ist es gar nicht – sondern eben sein Geld wert! Trotzdem begegnet mir diese Frage immer wieder und mindestens genauso oft Seitenpreise, die sich für die Lektor*innen nicht lohnen können. Natürlich willst du wissen, wie der Preis für ein Lektorat zustande kommt. Deshalb versuche ich für dich in diesem Beitrag transparent zu machen, wie viel ein Lektorat kostet und vor allem: warum?

Ein Lektorat braucht Zeit

Generell gilt: Ein gutes Lektorat braucht Zeit. Der Lektor oder die Lektorin muss gründlich arbeiten und viele Aspekte mit einbeziehen. (Was alles zu einem Lektorat gehört, kannst du hier nachlesen.) Das ist oft nicht mit einem Durchgang getan, sondern bedeutet, dass das Manuskript zwei oder gar dreimal genau gelesen und bearbeitet werden muss. Hierbei haben alle Lektor*innen ihr eigenes Vorgehen. Ich konzentriere mich, wie viele Kolleg*innen, im ersten Durchgang auf Plot, Struktur und Aufbau, im zweiten dann auf sprachliche Details. 

Jedes Lektorat braucht unterschiedlich viel Zeit

Wie viel Arbeitszeit am Ende im Lektorat eines Manuskripts steckt, hängt auch vom Text selbst ab. Wie viel ist zu tun? Hapert es sprachlich, hinkt der Plot, fehlt eine logische Struktur und so weiter? Je mehr zu tun ist, desto häufiger sprechen Lektor*innen auch mit den Auftraggeber*innen: Telefonisch oder per Mail arbeitet man zum Teil gemeinsam an bestimmten Stellen oder plant das weitere Vorgehen. Denn ein Lektorat bedeutet nicht nur Arbeit am Text sondern beinhaltet auch sehr viel Kommunikation. Meistens gibt es begleitend zum lektorierten Manuskript auch ein Dokument, in dem häufige Fehler erläutert und kontroverse Stellen aufgezeigt werden.

Hinter jedem Seitenpreis steckt ein Stundenlohn

Aber du rechnest doch gar nicht nach Zeit ab, wird hier der eine oder die andere einwerfen. Ja, das ist nicht üblich. Lektorate werden in der Regel nach Seitenpreisen berechnet. Auch die unterscheiden sich aber je nach Aufwand. Und wir berechnen sie aus unseren Stundensätzen.

 

Das heißt: Ich kenne den Stundensatz, den ich brauche, um mein Geschäftsziel zu erreichen. Von dem ich meine Rechnungen und meine Steuern zahlen kann, bei dem mir aber auch etwas zum Leben und vor allem zum Ansparen übrig bleibt. Der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V. empfiehlt dabei einen Mindeststundensatz von 32 Euro, um als Selbstständiger existieren zu können. 

  

Wenn ich nun die Anfrage für ein Lektorat bekomme, schaue ich mir eine längere Textprobe an und fertige ein Probelektorat an. Für den Kunden oder die Kundin, aber eben auch für mich: Ich sehe, wie lange ich in etwa für das Lektorat einer Seite brauche. Das ist, wie bereits erläutert, abhängig vom Zustand des Textes.

Darum ist auch für mich ein Probelektorat wichtig

Wenn ich weiß, wie viele Seiten ich pro Stunde schaffe, dann ist es eine einfache Rechnung, den Stundensatz auf ein Seitenhonorar umzurechnen. Zugrunde liegt die Normseite, die definiert ist als 60 Anschläge und 30 Zeilen pro Seite.

 

Dir kommt der Stundensatz immer noch hoch vor? Denk daran, dass ich ja nicht nur einen Durchgang mit einrechne, sondern zwei. Plus die Zeit, die für Kommunikation und Dokumentation draufgeht. Und genau das ist der Grund, warum ich für weitere Durchgänge einen Aufschlag berechnen muss.

Wir Lektor*innen leben von unserer Arbeit und wir müssen wirtschaftlich denken. Deshalb hat unsere Arbeit einen Preis, wie jede andere auch.

Dumping-Preise

Natürlich sehen wir auch die andere Seite. Die Autoren und Autorinnen, die im Selfpublishing große Summen in die Hand nehmen müssen. Deshalb ist es völlig verständlich und legitim, wenn ihr euch verschiedene Angebote einholt. Wie in jeder anderen Branche auch. Seid aber vorsichtig, wenn es sehr günstig wird – das geht entweder auf Kosten der Qualität oder aber wird für den Lektor bzw. die Lektorin unwirtschaftlich. Beides ist nicht wünschenswert in einer guten Zusammenarbeit.